Beim 1:1 in Verl blieb Rot-Weiss Essen zum vierten Mal in Folge sieglos und verpasste es dadurch, den Spitzenplätzen näher zu kommen. Dass es nur zu einem Punkt reichte, lag auch an einem strittigen Elfmeter für die Verler. Trainer Christoph Dabrowski war auf Schiedsrichter Florian Lechner im Nachgang gar nicht gut zu sprechen.

Elfmeter sorgen für großen Ärger​


Lautstarke "Schieber"-Rufe schallten Lechner und seinem Schiedsrichter-Team nach Abpfiff von den 1.500 mitgereisten RWE-Fans entgegen, als sie das Spielfeld verließen. Mehrfach standen die Unparteiischen an diesem Nachmittag im Fokus, nachdem sie gleich zweimal Elfmeter für Verl gepfiffen und Essen auf der anderen Seite einen verwehrt hatten. Auch Trainer Christoph Dabrowski übte nach Spielschluss Kritik am Schiedsrichter. Dabei ging es um den ersten Elfmeter in der 69. Minute, der zum Ausgleich für den Sportclub führte. Wiegel hatte den Ball nach einem Schuss von Wolfram beim Wegdrehen an den Ellenbogen bekommen. "Jetzt verraten Sie mir mal, was er machen soll. Wo soll er mit der Hand hin?", schimpfte Essens Coach am "MagentaSport"-Mikrofon angesichts der Tatsache, dass der rechte Ellenbogen des Verteidigers angelegt war. "Der Gegner schießt ihn aus zwei Metern an. Das ist nie im Leben ein Elfmeter."

Das sah auch Wiegel selbst so "Ich bin wirklich sprachlos. Wie der da Elfmeter pfeifen kann, ist mir bis jetzt schleierhaft. Mein Arm ist vor meinem Körper und er schießt aus drei, vier Metern mit 100 km/h gegen mich", sagte der Verteidiger im "RevierSport". Kapitän Vinko Sapina setzte bei seinen Ausführungen gar zu einer Grundsatzdebatte über die Handregel an. "Jede Woche das gleiche, das ist der Fußball. Es ist müßig, ich halte nicht viel davon." Sapina sprach von einer "Scheiß-Regel", die den Fußball verändere, da man immer mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in die Schüsse im Sechzehner gehen müsse. Auf der anderen Seite dürften Tore nach einem Handspiel nicht gegeben werden. "Es ist schwer, da einen Mittelweg zu finden", wusste der Verteidiger um die Komplexität der Angelegenheit.

"Da habe ich kein Verständnis für"​


Möglicherweise war der Ball in der diskutierten Szene jedoch nicht an den rechten, angelegten Ellenbogen, sondern an den linken, nicht angelegten Ellenbogen geprallt. Das ist anhand der TV-Bilder jedoch nicht eindeutig zu erkennen. Gleiches gilt im Hinblick auf die Frage, ob das gepfiffene Handspiel überhaupt im Strafraum war. Dabrowski legte sich diesbezüglich aber fest: "Er steht mit dem Fuß draußen. Ein Wahnsinn." Der 45-Jährige redete sich regelrecht in Rage: "Dann auch noch den zweiten Elfmeter zu geben, obwohl er schon so ein Eierding gepfiffen hat, da habe ich kein Verständnis für." Gemeint war der Strafstoß in der 89. Minute, nachdem Paetow aufgrund eines leichten Schubsers von Eisfeld zu Fall gekommen war. Hier hatte RWE aber Glück, dass Sessa den Elfmeter derart kläglich in die Mitte setzte, dass Keeper Golz den Ball ohne große Probleme aufnehmen konnte.

So nahm RWE immerhin einen Punkt mit. "Damit müssen wir leben", betonte Dabrowski, sagte aber auch: "Wenn du führst und mit einem Lattentreffer noch eine Chance hast, willst du natürlich drei Punkte mitnehmen." Doumbouya hatte RWE nach 59 Minuten in Führung gebracht, ehe Obuz nur drei Zeigerumdrehungen später die Latte traf. In der 85. Minute forderte Essen zudem Handelfmeter, allerdings war der Arm von Gruber bei einem Schuss von Obuz angelegt. Den Plan sah Sapina trotz des verpassten Siegs aber aufgegangen: "Wir wollten ihnen viel Ballbesitz geben und sie ins Zweifeln bringen, dass sie nicht zu allzu vielen Chancen kommen." Gleichwohl habe es RWE verpasst, das 2:0 zu machen. "Dann ist das Spiel beendet." So musste Essen in der Schlussphase, in der Verl die bessere Mannschaft war, sogar um den einen Zähler zittern. "Man könnte sagen, dass die Reife fehlte, aber auf der anderen Seite bekommst du zwei Elfmeter gegen dich."

Dabrowski schreibt Aufstieg noch nicht ab​


Durch das vierte sieglose Spiel in Folge verbleibt RWE auf Platz 8 – bei sieben Punkten Rückstand auf Rang 3. Sind die Träume vom Aufstieg damit geplatzt? Dabrowski widersprach: "Träumen ist immer erlaubt. Wir haben noch neun Spiele, wollen eine geile Saison spielen und das maximale Ergebnis holen." Dazu gehöre es, das nächste Spiel an der Hafenstraße nach zuletzt zwei Heimpleiten in Folge mal wieder zu gewinnen. Am kommenden Sonntag gastiert die U23 von Borussia Dortmund bei RWE. Für die Endphase der Saison hofft Dabrowski, "dass sich die Mannschaft mit einem super Tabellenplatz für eine tolle Saison belohnt".

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