In der ersten Halbzeit bei den Beach Boys aus Saarbrücken noch ordentlich die Welle gemacht, kamen unsere Rot-Weissen in der zweiten Halbzeit zwischenzeitlich doch ordentlich ins Schwimmen. Die Auswärtstrilogie mit den Einzelbänden Ostwestfalen, Kurpfalz und Ostfrankreich wurde mit ordentlichen fünf Punkten ohne Niederlage und hoch erhobenen Hauptes beendet.

Apropos Auswärtstrilogie: Egal wohin es auch geht, und wie wenig, oder wie oft man als Fan seine Mannschaft auswärts auch begleitet: Es ist immer aller Ehren wert. Wir bestreiten ja hoffentlich kein Ranking untereinander. Auf dem Sofa wird genauso gelitten wie Auswärts vor Ort. Wenngleich auch um einiges günstigen, sicher trockenen Fußes und wahrscheinlich auch komfortabler. Es ist also eigentlich egal, wie viele Spiele der Auswärtstrilogie letztendlich vor Ort im Stadion verfolgt wurden. Aber ich finde, wer tatsächlich unserer Mannschaft zu allen Spielen dieser langen Reise gefolgt ist, der oder die hat mindestens einen Pokal verdient. Mit Gravur, Schleife und allem, was dazu gehört. Schließlich wurden innerhalb weniger Tage mal eben schlappe 1540 Kilometer für unseren RWE abgerissen, wenn man unsere geliebte Hafenstraße 97a als Startpunkt zu den jeweiligen Stadien zugrunde legt.

Bei dem einen oder der anderen mögen es somit durchaus noch mehr gefahrene Kilometer gewesen sein. Weniger aber wohl kaum, und daher kommt man nicht umhin, den virtuellen Hut vor dieser Leistung zu ziehen. Für unsere Mannschaft, Staff und alle anderen, sind das bezahlte Dienstreisen. Anstrengend, auf jeden Fall. Aber eben der Job. Diejenigen aber, die unserem RWE eine ganze Saison durch die Republik folgen, die zahlen dafür lang und schmutzig. Opfern Freizeit, Urlaub und manchmal vielleicht auch den Haussegen für die etwas mehr als neunzig Minuten Auswärtsspiel. Das ist eine Leidenschaft, die diese Saison nicht nur Leiden schafft, sondern ganz oft auch wirklich Freude bereitet.

Leidenschaft, ein gutes Stichwort für die Abwehrleistung unserer Mannschaft vor allem auf dem Waldhof oder eben nun bei den Beach Boys. Dieses gegenseitige in den Ball werfen und abfeiern danach erinnert mich an die eigene Zeit als Volleyballer. Als Volleyballer hatten wir ja damals nichts, also auch wenig bis keine Zuschauer. Und somit ist es im Volleyball üblich, dass man sich selbst anfeuert und gegebenenfalls abfeiert. Und die Szenen in unseren Strafräumen nach diversen Abwehrmomenten der letzten beiden Spiele erinnern mich fast melancholisch an diese Momente. Da hüpft das Herz vor Freude, darf man dieses Miteinander auf hohem sportlichem und menschlichem Niveau erleben. Da möchte man sich direkt mit ins Getümmel werfen und den Ball für unsere eigenen Farben abwehren. Das macht dann schon stolz zu sehen, dass wir wirklich eine Mannschaft haben.

Diese Leidenschaft hat also dafür gesorgt, dass wir immer noch mittendrin anstatt nur dabei sind. Die kommenden Auswärtsgegner für Preußen Münster nun heißen Viktoria Köln und der SC Verl. Und je länger ich mir diese beiden Gegner anschaue, desto mehr entsteht in meiner imaginären Glaskugel der Begriff Wiedenbrück. Keine Selbstgänger also. Unsere Gegner natürlich auch nicht. Aber wir haben doch jetzt schon viel mehr erreicht, als wir uns zu Saisonbeginn erträumen konnten. Mein Tabellenrechner sagt übrigens, wir steigen als Zweiter direkt auf. Komplett surreal. Aber wie auch immer es kommen wird: Nach dieser Saison können wir alle den Weidenfeller machen und sagen: We have a grandios Saison gespielt.

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